Oktober – der Rosenkranzmonat
"Was der Rosenkranz wirklich bedeutet – und wie er das Leben verändern kann"
9 Tage, ein Gebet, ein Wunder
Viele wissen: Wir KatholikInnen verehren die Jungfrau Maria. Was jedoch oft übersehen wird: Auch im Islam spielt Maria (arabisch: Maryam) eine bedeutende Rolle. Viele MuslimInnen, insbesondere in Ostasien, verehren sie ebenfalls sehr, als die herausragendste und reinste Frau der Menschheitsgeschichte.
Eine besondere Form der Marienverehrung im katholischen Glauben ist das Rosenkranzgebet.
In meinem Heimatland China beten fast alle KatholikInnen täglich den Rosenkranz. Auch für mich ist dieses Gebet sehr wichtig, denn durch Maria und mit ihr hat Gott meiner Familie schon mehrfach geholfen.
Heute möchte ich mit euch ein besonderes Erlebnis teilen: das erste Wunder, das wir durch das Rosenkranzgebet erlebt haben.
Ich bin in einer einfachen Bauernfamilie in China aufgewachsen. Wir hatten damals etwa 0,6 Hektar Land, das klingt vielleicht viel, aber es gehörte nicht uns. In China ist alles Land Eigentum des Staates. Die Bauern dürfen es nur bewirtschaften. Viele Familien leben deshalb bis heute in Armut. Auch wir konnten vom Land allein kaum leben.
Ich war acht Jahre alt, als es passierte. Wir hatten keine Maschinen und mussten alles mit der Hand machen. Unser wertvollster Besitz war ein Maultier. Ohne dieses Tier hätten wir unsere Felder nicht bestellen können.
Eines Tages arbeitete mein Vater mit dem Maultier auf dem Feld. Plötzlich merkte er, dass etwas nicht stimmte. Das Tier lief einfach geradeaus, egal was mein Vater sagte, sogar auf einen Bach zu. Er brachte es sofort zum Tierarzt.
Die Diagnose war ein Schock:
„Das Tier hat Grünen Star. Es ist komplett blind.“
Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Niemand wollte ein blindes Maultier kaufen, nicht einmal als Fleisch. Und selbst wenn, das Geld hätte nicht für ein neues gereicht.
Meine Eltern beschlossen:
Wir beten neun Tage lang den Rosenkranz, die sogenannte Novene.
Jeden Abend, nach dem Gebet in der Kirche (Vesper und Rosenkranz), knieten wir zu Hause gemeinsam nieder und beteten erneut den Rosenkranz (mein Bruder war damals 5 Jahre alt).
Nach diesen neun Tagen ging mein Vater noch einmal mit dem Maultier zum Tierarzt.
Der Arzt untersuchte es lange. Dann sagte er erstaunt:
„Das gibt’s nicht! Das Tier kann wieder sehen! Es ist gesund! Was haben Sie gemacht?“
Für uns war klar: Das war ein Wunder. Gott hat uns geholfen, durch Maria.
Seitdem haben wir in vielen schwierigen Situationen immer wieder die Rosenkranznovene gebetet und dabei stets erfahren: Gott hört unser Gebet.
Bis heute bete ich jeden Tag den Rosenkranz.
Nicht zu Maria, sondern mit Maria, zu Gott.
Denn sie weiß, wie sich Leid anfühlt. Sie kennt das Vertrauen. Und sie bringt uns immer näher zu Jesus.
Deshalb möchte ich allen sagen:
Wenn du in einer schwierigen Situation bist: bete den Rosenkranz.
Wenn du keine Hoffnung mehr hast: bete den Rosenkranz.
Wenn du nicht weißt, wie du beten sollst: fang einfach mit dem Rosenkranz an.
Es ist kein Zauberspruch. Aber es ist ein Gebet, das dich in die Nähe Gottes bringt.
Und Maria, unsere Mutter, ist an deiner Seite.Immer.
Franz Feng
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Mythos Rosenkranz: Beten Katholiken zu Maria?
Viele wissen: Wir KatholikInnen verehren die Jungfrau Maria. Was jedoch oft übersehen wird: Auch im Islam spielt Maria (arabisch: Maryam) eine wichtige Rolle. Viele MuslimInnen verehren sie ebenfalls als die bedeutendste und reinste Frau der Menschheitsgeschichte.
Eine besondere Form der Marienverehrung im katholischen Glauben ist das Rosenkranzgebet. Der Oktober ist in der Kirche traditionell dem Rosenkranz gewidmet. Doch immer wieder taucht die Frage auf: Warum beten KatholikInnen eigentlich den Rosenkranz? Richtet sich dieses Gebet nicht eher an Maria als an Gott?
Um Missverständnisse zu vermeiden, lohnt sich ein genauerer Blick auf den Sinn und das Wesen dieses alten, aber immer noch bedeutungsvollen Gebetes.
1. Gebet mit Maria, nicht zu Maria
Der Rosenkranz ist keine Anbetung Marias. Anbetung gilt allein Gott. Vielmehr ist der Rosenkranz ein meditatives Gebet mit Maria. Gemeinsam mit ihr richten wir unseren Blick auf Jesus Christus.
Schon in der Bibel verweist Maria nicht auf sich selbst, sondern auf Gott: „Meine Seele preist die Größe des Herrn“ (Lk 1,46).
Sie lädt uns ein, mit ihr die Geheimnisse des göttlichen Erlösungsplans zu betrachten, mit einem glaubenden, liebenden und hörenden Herzen.
2. Maria: Vorbild im Glauben und geistliche Wegbegleiterin
Maria hat das Leben und Wirken Jesu auf einzigartige Weise begleitet:
- Sie sagte „Ja“ zur Menschwerdung Gottes bei der Verkündigung (Lk 1,38).
- Sie stand unter dem Kreuz und teilte das Leiden ihres Sohnes mit tiefem Mitgefühl.
- Sie vertraute fest auf Gottes Heilsplan – auch dann, wenn sie nicht alles verstand.
Maria war bei allen entscheidenden Stationen im Leben Jesu dabei: von der Geburt bis zum Tod am Kreuz, vom Grab bis zur Auferstehung. Sie hat das Erlösungswerk Christi mit ihrem ganzen Leben mitgetragen.
Deshalb verehren wir Maria nicht als Göttin, sondern ehren sie als ein starkes Glaubensvorbild und als geistliche Mutter, die uns auf unserem Weg begleitet.
3. Der Rosenkranz ist Christus-zentriert
Auch wenn im Rosenkranz das „Gegrüßet seist du, Maria“ oft wiederholt wird, steht nicht Maria, sondern Jesus im Mittelpunkt. In jedem Ave Maria heißt es: „… und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus.“
Die Rosenkranzgeheimnisse: freudenreich, lichtreich, schmerzlich und glorreich, laden dazu ein, über das Leben, Leiden und die Auferstehung Christi nachzudenken.
Der Rosenkranz ist somit eine Betrachtung des Evangeliums, mit den Augen Mariens, die uns zeigt, wie man mit dem Herzen glaubt.
4. Ein kraftvolles Gebet der Fürbitte
Maria ist unsere Fürsprecherin, nicht die Erlöserin, aber eine starke Beterin an unserer Seite. Wie bei der Hochzeit in Kana (Joh 2,1–12) bringt sie unsere Anliegen vor Jesus.
Wenn wir im Rosenkranz beten: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns…“, dann tun wir das im Vertrauen darauf, dass ihre Fürsprache bei Jesus wirkt, nicht aus eigener Macht, sondern weil Gott selbst sie uns als Mutter anvertraut hat (Joh 19,27).
5. Ein meditativer Gebetsweg, der Frieden schenkt
Der Rosenkranz hat eine ruhige, rhythmische Struktur. Er hilft zur inneren Sammlung, führt in die Stille und öffnet den Weg zu geistlicher Tiefe.
Viele Heilige betrachten den Rosenkranz als einen wertvollen Schatz des Glaubens. Auch unser Landespatron, Bruder Klaus von Flüe, Einsiedler und Friedensstifter, fand in der Stille und im Gebet Kraft und Orientierung, für sich selbst und für andere.
In seiner Rückzugsoase, der Ranftschlucht, empfahl er den Menschen, beim Beten den Rosenkranz oder eine Gebetsschnur (Bätti) zu verwenden, um das Vaterunser und das Ave Maria bewusst zu meditieren. Damit zeigte er, wie wichtig ihm dieses Gebet als Weg zur inneren Ruhe und zur tieferen Verbindung mit Gott war.
Sein Leben bezeugt: Wer Gott tief vertraut und mit Maria Gott anbetet, kann auch Frieden mit anderen finden.
Fazit
Der Rosenkranz ist kein marienzentriertes Ersatzritual für das Evangelium, ganz im Gegenteil:
Mit Maria richten wir unseren Blick auf Jesus Christus.
Wir meditieren das Evangelium mit ihrem glaubenden Herzen.
Und wir bitten sie, mit uns und für uns beim Herrn einzutreten.
So ist der Rosenkranz nicht nur ein Gebet der Hoffnung und des Trostes, sondern auch ein verlässlicher Weg zu Jesus, in der Schule Mariens.
Franz Feng
